Europawahl: Wahlprüfsteine für ein friedensfähiges und solidarisches Europa
30. Apr 2024
"Die Europäische Union entstand als ein Friedensprojekt", betont
Jan Gildemeister, der Geschäftsführer der Aktionsgemeinschaft Dienst für
den Frieden (AGDF). Die EU habe in Weltkriegen verfeindete Länder zu
friedlicher Kooperation motiviert und geholfen, nach Ende des Kalten
Krieges auch die Ost-West-Spaltung Europas zu überwinden, so
Gildemeister. Zu Recht erhebe sie daher den Anspruch, dass die
Mitglieder sich demokratischen Normen, friedlicher Streitbeilegung und
den Menschenrechten verpflichten müssten. "Wir wollen erreichen, dass
sich die EU auch in ihren Außenbeziehungen zu einem Friedensprojekt
entwickelt", unterstützt dies Christoph Bongard vom forumZFD.
Wenn
es um Europa gehe, stünden seit Februar 2022 vor allem der Krieg
Russlands gegen die Ukraine sowie die Unterstützung der Ukraine durch
die EU und ihre Mitgliedsstaaten im Fokus. "Wir wollen die
Aufmerksamkeit mit unseren Wahlprüfsteinen auch auf Themen lenken, die
im Schatten des Krieges kaum wahrgenommen werden, obwohl sie eine
grundlegende Bedeutung für die weitere europäische und globale
Entwicklung haben", unterstreicht Antje Heider-Rottwilm, die Vorsitzende
von Church and Peace.
Zu diesen globalen
Herausforderungen, in denen sich europäische Politik bewähren muss,
gehören nach Ansicht der beteiligten Organisationen und Verbände die
Gestaltung glaubwürdiger Klima- und Umweltpolitik und das Engagement für
nachhaltiges Wirtschaften und fairen Handel, aber auch eine Außen- und
Sicherheitspolitik, die einem neuem globalen Rüstungswettlauf
entgegenwirkt und Sicherheit nicht nur militärisch definiert, sondern
auch menschliche Sicherheit in den Blick nimmt.
"Sicherheitspolitik
muss so gestaltet werden, dass sie nicht zur Abschottung führt",
fordert Gerold König, der Vorsitzende der katholischen Friedensbewegung
pax christi. Und Sicherheit in Europa dürfe nicht auf Kosten von
Sicherheit und Menschenrechten an anderen Orten gehen, fügt er hinzu.
Daher ist es seiner Auffassung nach wichtig, dass der Aufbau von
Institutionen friedlicher Streitbeilegung und von Instrumenten ziviler
Konfliktbearbeitung konsequent unterstützt werde, auf europäischer wie
auch auf globaler Ebene. Nach Ansicht der Friedensverbände müssten hier
staatliche und zivilgesellschaftliche Akteure zusammenwirken, da nur so
die einzelnen Kompetenzen und Erfahrungen zusammenkommen könnten.
Europäische
Politik könne aber nur dann in der Welt Glaubwürdigkeit beanspruchen,
wenn sie die Beziehungen mit den Ländern des globalen Südens neu
ausrichte und auf eine gerechtere Basis stelle, wenn sie die Ursachen
von Gewaltkonflikten in den Blick nehme und die eigenen Beiträge zum
Unfrieden kritisch beleuchte, mahnt Martina Fischer von Brot für die
Welt an. Und sie betont: "Zahlreiche Waffen, die weltweit bei der
Begehung schwerster Menschenrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen
eingesetzt werden, stammen aus europäischer Produktion. Das muss sich
ändern!"
Bei der Europawahl am 9. Juni hätten
alle Bürgerinnen und Bürger das Recht und die Möglichkeit, die
Zusammensetzung des Europäischen Parlaments und damit die Politik der EU
zu beeinflussen. "Die Wahlprüfsteine sollen dazu anregen, die
Kandidatinnen und Kandidaten, die auf den Listen der Parteien stehen,
kritisch zu befragen, wofür sie im Falle ihrer Wahl in das Europäische
Parlament eintreten werden", unterstreicht Duska Borovac-Knabe vom
Mennonitischen Friedenszentrum Berlin.
In den
Wahlprüfsteinen geht es dabei um mehrere Themen, die für die Wahlen zum
Europäischen Parlament wichtig sind. Dazu gehört der Ausbau der
Friedensförderung und der zivilen Friedensmissionen, eine
menschenrechtsbasierte Asyl- und Migrationspolitik, eine gerechtere
Gestaltung der Beziehungen mit den Ländern des globalen Südens, eine
Begrenzung und Kontrolle von Rüstungsprojekten und Rüstungsexporten
sowie eine Wiederbelebung der Rüstungskontrolle und der Abbau der
Atomwaffen.
Hier finden Sie die Wahlprüfsteine für ein friedensfähiges und solidarisches Europa. Reichen Sie sie gerne an Interessierte in Ihrem Umfeld weiter.
Zu
den Herausgebern gehören die AGDF, Brot für die Welt, Church and Peace,
das forum ZFD, das Mennonitische Friedenszentrum Berlin, pax christi
und die Plattform Zivile Konfliktbearbeitung.